Informationen zum aktuellen Stand der Nationalen Klinischen Studien-Gruppe (NKSG)
Wir freuen uns, dass vom Bundestag am 12. Mai 2022 fünf Millionen Euro für Therapiestudien von ME/CFS und dem Post-COVID-Syndrom im Haushalt für 2022 eingeplant wurden, mit der Aussicht auf weitere fünf Millionen Euro im Jahr 2023 (wir berichteten).
Trotz der Zusage über eine ganz gezielte Förderung für die Nationale Klinische Studiengruppe Post-COVID-Syndrom und ME/CFS (NKSG), müssen die geplanten Fördermittel für 2022 Stand heute wie bei einer gewöhnlichen Ausschreibung beantragt und bewilligt und dann bis Jahresende ausgegeben werden. Um die geplanten Studien erfolgreich umsetzen zu können, benötigt das Projekt jedoch eine Förderzusage über mindestens 24 Monate um Personal, Medikamente und notwendige Materialien für den gesamten Zeitraum finanzieren und die Studien erfolgreich durchführen zu können. Erstes Ziel ist die Zulassung von bereits in anderem Zusammenhang zugelassenen Präparaten und Verfahren für die Indikationen ME/CFS und Post-COVID-Syndrom, sogenanntes „Drug Repurposing“. Verschiedene, auch neue, Medikamente müssen getestet werden, sodass für alle Betroffenen ein für sie passendes Präparat bereitgestellt werden kann. Dafür braucht es die Zusage über Finanzmittel, die über einen längerfristigen Zeitraum abgerufen werden können. Entsprechende Rahmenbedingung müssen von der Bundesregierung aktuell noch geschaffen werden.
Die Initiator*innen der NKSG sind hierzu fortlaufend mit der Bundesregierung, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, Abgeordneten des Deutschen Bundestages und weiteren Politiker*innen in Gesprächen, um auf eine schnelle und für alle Beteiligten praktikable Lösung hinzuarbeiten. Das Ziel ist die schnellstmögliche Umsetzung der NKSG, um den vielen von Post-COVID und/oder ME/CFS Betroffenen in Deutschland zeitnah eine Perspektive auf eine wirksame Therapie geben zu können.
Im Hintergrund laufen indes die Vorbereitungen für die konzeptionelle Ausrichtung der NKSG bereits auf Hochtouren. Im Rahmen der NKSG hat sich ein landesweites Konsortium führender Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen zusammengefunden und es ist bereits ein Lenkungsausschuss in Planung. Die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS und Long COVID Deutschland sind daran beteiligt. Auch ist eine Anbindung der NKSG an das bestehende NAPKON-Fördervorhaben des BMBF vorgesehen. Über die NKSG soll somit eine umfassende und effektive Struktur geschaffen werden, welche bestmöglich Synergien zwischen den wissenschaftlichen Exzellenzen bei der Bekämpfung der Langzeitfolgen von COVID-19 und ME/CFS in Deutschland generieren soll. Die erfolgreiche und zeitnahe Umsetzung des Konzepts hängt jedoch von der schnellstmöglichen Zurverfügungstellung der vom Bundestag bewilligten Finanzmittel ab.
Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Leiterin der NKSG, äußert sich dazu:
Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass wir mit der geschaffenen Struktur in den nächsten zwei Jahren mehrere Medikamentenstudien bei ME/CFS und dem Post-COVID-Syndrom durchführen können. Alles hängt jetzt davon ab, dass wir die Gelder auch über den für klinische Studien notwendigen Zeitraum von zwei Jahren flexibel verwenden können. Klinische Studien zu machen ist heutzutage sehr aufwendig und kompliziert geworden.
ME/CFS und das Post-COVID-Syndrom entwickeln sich immer mehr zu einer gesundheitlichen und sozialen Krise von gesamtgesellschaftlicher Tragweite. Angesichts dieser Notsituation müssen nach Ansicht der Patient*innenorganisationen schnelle und effektive Lösungen zur Krisenbewältigung gefunden werden. Dies wurde in den letzten zwei Jahren aufgrund der Corona-Pandemie auch in anderen Bereichen durch die Bundesregierung ermöglicht. Eine unnötige Verzögerung dieser für so viele Menschen wichtigen Forschung würde weiteres, unnötiges Leid bei vielen schwerstkranken Betroffenen erzeugen. Als Deutsche Gesellschaft für ME/CFS und Long COVID Deutschland setzen wir alles daran, dies zu verhindern und werden uns in den nächsten Wochen weiter für den planmäßigen Start der NKSG noch in diesem Jahr einsetzen.
Weiterführende Links
Die nötigen Förderbedingungen, um die Studien erfolgreich durchzuführen wurden auch auf dem Fachgespräch am 06.07.2022 im Bundestag diskutiert.