EUROMENE – Neues Forschungsnetzwerk gegründet

Europaweites Forschungsnetzwerk zu ME/CFS gegründet

 

Mit ME/CFS-Forschung in Europa brachte man bisher vor allem einige einzelne Länder und Forschungszentren in Verbindung: Zum Beispiel Norwegen mit der Rituximab-Forschung in Bergen, Großbritannien mit dem gleichermaßen einflussreichen wie höchst umstrittenen PACE-Trial oder Deutschland mit dem Team um Prof. Carmen Scheibenbogen von der Charité Berlin.

Forschung kommt aber auch aus Ländern, die bisher weniger im Fokus standen, wie etwa aus Lettland, Finnland oder Frankreich. Kliniker und Wissenschaftler aus insgesamt 14 Ländern haben sich nun zu einem Verbund zusammengeschlossen, der von der EU gefördert wird: das European Network on Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome, kurz EUROMENE. Während sich viele der osteuropäischen Forscher bereits untereinander kannten, waren die Konferenzen von Invest in ME wichtiger Impulsgeber für die europaweite Vernetzung.

Bei einem Lunch Panel auf der Konferenz der International Association for ME/CFS (Florida, 27. bis 30. Oktober 2016) stellte Dr. Eliana Lacerda von der London School of Hygiene & Tropical Medicine die Initiative genauer vor: Ziel von EUROMENE ist es, ein nachhaltiges europäisches Netzwerk aus Forschern verschiedenster Disziplinen zu schaffen. So sollen die Herausforderungen rund um ME/CFS angegangen werden, die sich aus ungeklärter Ätiologie (also der ungeklärten Ursache, wie ME/CFS entsteht), fehlenden Biomarkern und Behandlungsoptionen sowie einer hohen sozioökonomischen Belastung ergeben.

Das Netzwerk will zunächst eine gemeinsame Biobank aufbauen, in der Blutproben von ME/CFS-Patienten gesammelt und für Forschungszwecke aufbewahrt werden. Außerdem ist geplant,

  • eine europaweite Datenbank zu Krankheitsprävalenz und anderen epidemiologischen Daten aufzubauen,
  • die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Forschungszentren zu Biomarkern zu fördern,
  • gemeinsame ME/CFS-Falldefinitionen und diagnostische Kriterien für Klinik und Forschung zu bestimmen, und
  • die gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Auswirkungen von ME/CFS zu analysieren.

Ziel ist, in diesem auf vier Jahre angelegten Prozess einen europaweiten Status quo in den verschiedenen Bereichen zu erarbeiten: etwa, welche Diagnosekriterien in den verschiedenen Ländern verwendet werden, welche unterschiedlichen Leitlinien es gibt oder welche Forschungsgruppen im einzelnen aktiv sind. Auf diese Grundlagenarbeit sollen konkrete Forschungsvorhaben anschließend aufbauen. Einen entsprechenden Antrag auf EU-Förderung hat das Netzwerk bereits gestellt. Die Infrastruktur für die europaweite Zusammenarbeit des Forschungsverbunds wie etwa nötige Reisen oder die Durchführung von Arbeitstreffen und Konferenzen wird über das COST-Programm der EU finanziert (European Coorperation in Science and Technology).

Mitgliedsländer sind Belgien, Bulgarien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Deutschland, Griechenland, Lettland, Norwegen, Rumänien, Serbien, Spanien und Weißrussland.

Laut Konferenz-Abstract beschäftigen sich die meisten Forschungsgruppen bereits seit längerem innerhalb ihrer jeweiligen Forschungsdisziplin mit ME/CFS. Dazu zählen etwa Epidemiologie (also die Lehre davon, wie sich Krankheiten in der Bevölkerung verbreiten), Aufbau von Biobanken, molekulare Biologie, Immunologie, klinische Forschung, Diagnostik, Therapieentwicklung und die gesellschaftlichen Auswirkungen von ME/CFS. Die Aktivitäten von EUROMENE sind in sechs Arbeitsgruppen organisiert: Darunter Epidemiologie, Biomarker (geleitet von Prof. Scheibenbogen), klinische Forschung und diagnostische Kriterien. Auch Patientengruppen sollen mit einbezogen werden.

Neben Prof. Scheibenbogen und Madlen Löbel von der Charité Berlin nimmt aus Deutschland auch Prof. Thomas Harrer, Immunologe von der Universität Erlangen, an EUROMENE teil. Harrer leitet in Erlangen die Immundefektambulanz und ist ebenfalls mit ME/CFS vertraut.

Ein Auftakttreffen aller beteiligten Forscher fand kürzlich in Riga statt; nun geht die Arbeit in den einzelnen Arbeitsgruppen weiter.

Link mit weiterführenden Informationen: http://www.cost.eu/COST_Actions/ca/CA15111

CTR