ME/CFS im Koalitionsvertrag

ME/CFS zum ersten Mal im Koalitionsvertrag

Forschung, Versorgung und Kompetenzzentren für ME/CFS und Long COVID

ME/CFS ist zum ersten Mal Teil des Koalitionsvertrags einer Deutschen Bundesregierung. Heute haben die Parteien SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP den Koalitionsvertrag für die 20. Deutsche Bundesregierung vorgelegt.

ME/CFS und Long COVID werden im Koalitionsvertrag explizit genannt. So heißt es auf Seite 83 des Koalitionsvertrags vom 24. November 2021:

Zur weiteren Erforschung und Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung rund um die Langzeitfolgen von Covid19 sowie für das chronische Fatigue‐Syndrom (ME/CFS) schaffen wir ein deutschlandweites Netzwerk von Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen.

Gemeinsames Engagement der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS und von Long COVID Deutschland

Die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS und Long COVID Deutschland haben sich seit der Bundestagswahl gemeinsam dafür eingesetzt, ME/CFS und Long COVID in den Koalitionsvertrag zu bringen. Dafür haben wir eine Arbeitsgruppe gebildet, kurz-, mittel- und langfristige Ziele ausgearbeitet und den Koalitionsfraktionen eine gemeinsame Stellungnahme vorgelegt, die gezielte Forderungen und Maßnahmen zu Aufklärung, Versorgung und Forschung zu ME/CFS und Long COVID darlegt. Zusätzlich haben wir persönliche Gespräche mit Mitgliedern der einzelnen Koalitionsfraktionen geführt.

Unsere gemeinsame Stellungnahme vom 17. Oktober 2021, die wir den Fraktionen vorgelegt haben, finden Sie hier.

Einige der zentralen Forderungen der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS und Long COVID Deutschland lauten:

  • Eine Aufklärungskampagne zu Long COVID und ME/CFS durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und das Robert Koch-Institut (RKI) zum nächstmöglichen Zeitpunkt.
  • Fortbildungen für Ärzt*innen und Therapeut*innen durch fachliche Expert*innen wie Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen und Prof. Dr. Uta Behrends u. a.
  • Aufnahme der Krankheitsbilder in den Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM), an dem sich die Curricula der Universitäten ausrichten.
  • Aufbau eines Kompetenznetzwerks ME/CFS und Long COVID nach dem Vorbild des bestehenden Versorgungsnetzwerks für Multiple Sklerose und unter Berücksichtigung der Expertise der zwei bestehenden ME/CFS-Ambulanzen – das Charité Fatigue Centrum an der Charité Berlin und das MRI Chronische Fatigue Centrum an der Kinderpoliklinik der Technischen Universität München.
  • Einrichtung einer Chronikerpauschale und die Aufnahme von ME/CFS in das Disease-Management-Programm.
  • Aufnahme von ME/CFS und Long COVID in den Katalog des § 116b SGB V und in das Programm der Ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV).
  • Eine gemeinsame Erforschung der Krankheitsbilder Long COVID und ME/CFS aufgrund zentraler pathologischer Überschneidungen; aufbauend auf bisherigen Erkenntnissen aus der klinischen Forschung.
  • Zentrale Koordinierung relevanter Vorhaben zur Therapieentwicklung, beispielsweise über die vom BMBF geförderten Netzwerke – das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) und das Nationale Pandemie Kohorten Netz (NAPKON).

Forschung, Versorgung, ein Kompetenznetzwerk und Ambulanzen

Der heute veröffentlichte Koalitionsvertrag benennt als nötige Maßnahmen für ME/CFS und Long COVID Forschung und Versorgung sowie konkret ein Kompetenznetzwerk und Ambulanzen. Dies ist ein sehr wichtiger und lange überfälliger Schritt. Der Koalitionsvertrag stellt einen Auftrag an die Regierung dar. Die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS wird die neue Regierung daran messen und die Passage über ME/CFS nutzen, um dringend notwendige Entwicklungen voranzutreiben.

Wir danken Long COVID Deutschland für die produktive und solidarische Zusammenarbeit und den Gesundheitspolitiker*innen, die sich für die Belange von Menschen mit ME/CFS und Long COVID einsetzen.

Redaktion: jhe, mth, tbe, lcd