ME/CFS-Update
Wichtige Neuigkeiten der letzten Wochen und aktuelle Projekte
Liebe Unterstützer*innen und Interessierte,
es geht Schritt für Schritt voran. Rund um den internationalen ME/CFS-Tag gab es dieses Jahr so viele Aktionen wie nie zuvor. Auf der #LiegendDemo in Berlin hielt auch Prof. Dr. Karl Lauterbach eine Rede – es war weltweit die erste Teilnahme eines Bundesgesundheitsministers an einer ME/CFS-Demonstration. Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen kündigte in ihrer Rede an, dass aufgrund neuer Forschungsförderung ab Herbst mehr als 30 ME/CFS-Forschungsgruppen in Deutschland tätig sein werden – ein neuer Rekord. Viele Unterstützer*innen, darunter Ärzt*innen, Forschende, Expert*innen und Politiker*innen, zeigten ihre Solidarität entweder persönlich oder per Botschaft in den sozialen Medien. Die Zahl der blau beleuchteten Gebäude im Rahmen der Awareness-Aktion #LightUpTheNight4ME hat sich mit 220 Teilnehmenden im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdreifacht.
Die von Betroffenen organisierte Online-Konferenz #UniteToFight2024 mit über 45 Vortragenden und 10.000 Anmeldungen, die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eröffnet wurde, erreichte ebenfalls große mediale Aufmerksamkeit. Der Spiegel nannte die Teilnehmenden in seiner Rubrik „Gewinner des Tages“.
Mit der im Mai erschienenen Long-COVID-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses gibt es erstmals eine deutsche Richtlinie zu ME/CFS (nach allen Auslösern). Welche Chancen dies für eine verbesserte Versorgung birgt und was es jetzt für eine gute Umsetzung dringend braucht, haben wir in einem neuen Beitrag zusammengefasst.
Noch kommt von diesen Fortschritten jedoch kaum etwas bei den einzelnen Betroffenen in Form von konkreter Versorgung und sozialer Absicherung an. Die jahrzehntelange Versorgungskrise umzukehren ist ein Marathon und kein Sprint. Wie Daniel Hattesohl, Vorsitzender der DG.ME/CFS, in seiner Rede am internationalen ME/CFS-Tag sagte: „Wir sind Teil eines jahrzehntelangen Kampfes für Gerechtigkeit und Versorgung, Teil eines jahrzehntelangen andauernden medizinischen Skandals, in dem ME/CFS einfach ignoriert und psychiatrisiert wurde.“ Wir kämpfen weiter – auch gemeinsam mit immer mehr Initiativen – für ME/CFS-Betroffene.
Wir freuen uns, dass unser seit 2016 rein ehrenamtlich tätiges Team ab jetzt durch eine hauptamtliche wissenschaftliche Referentin verstärkt wird und begrüßen herzlich Dr. Marie Witt bei der DG.ME/CFS.
In einem neuen Video von startaMEvolution klären sieben Personen des öffentlichen Lebens über ME/CFS auf und fordern eine multimediale Aufklärungskampagne von der Bundesregierung. Das Video ist mit Unterstützung der DG.ME/CFS entstanden.
Weitere Aktionen sind in Planung, Möglichkeiten sich einzubringen finden sich in der Rubrik „Kommende Termine“. Mehr zu diesen und vielen weiteren Neuigkeiten finden Sie in unserem ME/CFS-Update.
Herzliche Grüße
das Team der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS
Wissenschaftliche Referentin nimmt ihre Arbeit auf
Für die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS ist seit Juni Dr. Marie Witt tätig. Sie wird das bisher rein ehrenamtlich agierende Team als hauptamtliche wissenschaftliche Referentin verstärken. Marie Witt ist promovierte Biochemikerin und arbeitete zuletzt als Wissenschaftsmanagerin am Max Delbrück Center für Molekulare Medizin (MDC). Sie wird die DG.ME/CFS bei der Aufbereitung von Studien, Gremienarbeit, in der politischen Arbeit (Stellungnahmen, Berichte, Anhörungen) und auch beim Aufbau und der Pflege von Netzwerken unterstützen. ME/CFS und dessen Auswirkung auf die Betroffenen kennt sie aus ihrem persönlichen Umfeld.
Richtlinie des G-BA zu Long COVID in Kraft getreten – ME/CFS nach allen Auslösern explizit eingeschlossen

Die Long-COVID-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) ist am 9. Mai 2024 in Kraft getreten, nachdem sie im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde. Der vollständige Titel lautet „Richtlinie über eine berufsgruppenübergreifende, koordinierte und strukturierte Versorgung für Versicherte mit Verdacht auf Long-COVID und Erkrankungen, die eine ähnliche Ursache oder Krankheitsausprägung aufweisen“ (LongCOV-RL).
Die Richtlinie schließt ME/CFS nach allen Auslösern (auch nicht-infektiösen) explizit mit ein. Im Rahmen der Patientenvertretung war der Fatigatio e. V. am Richtlinienprozess beteiligt.
Wir haben einen Überblick über die Richtlinie und ihre Bedeutung für ME/CFS-Betroffene auf unserer Webseite erstellt.
Neues Aufklärungsvideo
Die Initiative startaMEvolution hat ein Video veröffentlicht. Sieben Personen des öffentlichen Lebens klären über ME/CFS auf und fordern eine multimediale Aufklärungskampagne von der Bundesregierung.
Die DG.ME/CFS hat die Produktion des Videos finanziell unterstützt.
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Deutschsprachiges Konsensus-Statement zur Diagnostik und Behandlung von ME/CFS
Ein Konsensus-Statement mit dem Titel „Interdisziplinäres, kollaboratives D-A-CH-Konsensus-Statement zur Diagnostik und Behandlung von Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronischem Fatigue-Syndrom“ wurde im Mai 2024 in der Fachzeitschrift Wiener klinische Wochenschrift veröffentlicht.
Ärzt*innen, Wissenschaftler*innen, Therapeut*innen und Patientenvertreter*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben das Konsensus-Statement gemeinsam erarbeitet. Auch drei Mitglieder des ärztlichen Beirats der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS waren beteiligt. Initiiert wurde das Projekt von Kathryn Hoffmann, Professorin und Primary-Care-Expertin der MedUni Wien.
Das Konsensus-Statement soll dazu beitragen, die Versorgung von ME/CFS zu verbessern und kann an interessierte Ärzt*innen und Therapeut*innen weitergegeben werden. Darüber hinaus soll es auch Entscheidungsträger*innen aus Gesundheitspolitik und Versicherungen eine Orientierung bieten, welche Therapieoptionen bereits zu diesem Zeitpunkt bei der Indikation ME/CFS erstattbar sein sollten.
DACH-Leitfaden
Im Rahmen des Projekts „Care for ME/CFS“ haben die Österreichische Gesellschaft für ME/CFS und die Medizinische Universität Wien einen Praxisleitfaden zu ME/CFS entwickelt. Der 24-seitige Leitfaden zeigt die Situation der ME/CFS-Betroffenen im DACH-Raum, gibt Orientierung für Diagnostik und Therapie, beschreibt was in der Versorgung von ME/CFS berücksichtigt werden muss und leitet strukturelle Schritte für die Gesundheitspolitik ab.
Europäische Umfrage zu ME/CFS mit 11.000 Teilnehmenden aus 44 Ländern
Eine Befragung von mehr als 11.000 ME/CFS-Betroffenen aus 44 europäischen Ländern in 15 Sprachen zeigt große Parallelen in der medizinischen und staatlichen Unterversorgung. Die Mehrheit der Erkrankten gibt an, kaum oder gar keine medizinische Versorgung zu erhalten. Dabei ist die Lage in Süd- und Osteuropa noch prekärer als in Nord- und Westeuropa. Die Ergebnisse bestätigen zudem die bisherige Evidenz, dass auf psychosomatischen Theorien basierende aktivierende Therapien ME/CFS-Betroffenen schaden können.
Wir haben die Ergebnisse der Umfrage, die von der Europäischen ME-Allianz (EMEA) durchgeführt wurde, auf unserer Webseite zusammengefasst.
Wohnprojekt für ME/CFS-Betroffene: „OASE-Wohngemeinschaft“
Betroffene versuchen, ein Wohnprojekt mit Unterstützung und Pflege für Menschen mit ME/CFS zu schaffen. Anlass dafür ist, dass bislang keine Pflegeeinrichtungen oder unterstützenden Wohnformen existieren, die für ME/CFS-Betroffene geeignet sind. Aufgrund der allgemeinen Versorgungskrise bei ME/CFS erhält dieser Mangel noch nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade schwerer Betroffene benötigen zwingend ein für Post-Exertionelle Malaise und Reizunverträglichkeit sensibles Umfeld und eine angepasste Pflege, damit sich ihr Zustand nicht weiter verschlechtert.
Das Wohnprojekt in Brandenburg befindet sich derzeit in der Planungsphase, ein Hof soll umgebaut werden, wobei insbesondere auf eine reizarme Umgebung Wert gelegt wird. Die Initiative plant den Einzug der ersten Betroffenen im Frühjahr 2026. Finanzielle und organisatorische Unterstützung ist sehr willkommen, auch können sich noch Interessierte für die insgesamt sechs Zimmer melden. Der Kontakt findet sich auf der dazugehörigen Webseite.
Zu einem Bericht von Martin Rücker in der Berliner Zeitung (Paywall)
Vielen Dank an alle, die auf Facebook und Instagram Spendenaktionen durchgeführt haben – Meta-Spendentools nicht mehr verfügbar
Seit dem 1. Juli sind die Spendentools von Meta auf Facebook und Instagram nicht mehr verfügbar. Das bedeutet, dass dort keine Spendenaktionen mehr durchgeführt werden können. Wir bedanken uns herzlich bei allen, die auf Facebook und Instagram Spendenaktionen zugunsten unserer Arbeit gestartet oder sich daran beteiligt haben. Dies war eine wichtige finanzielle Unterstützung, um Projekte wie beispielsweise Ärztefortbildungen durchführen zu können, und hat zur Aufklärung auf Social Media beigetragen.
Für alle, die weiterhin online Spendenaktionen zugunsten der Arbeit der DG.ME/CFS durchführen möchten – beispielsweise anlässlich eines Geburtstags – ist betterplace eine Alternative.
Zudem kann wie bisher per Überweisung oder das betterplace-Formular auf unserer Webseite gespendet werden. Auch eine Unterstützung über Gooding ist beim Online-Shopping ohne Mehrkosten weiterhin möglich.
Zu den Informationen über Spendenaktionen von betterplace
Zum Überblick der Spendenmöglichkeiten an die DG.ME/CFS
Kommende Termine
Planung von Aktionen zum Severe ME Day
Am 8. August, dem Severe ME Day, wird weltweit an Menschen erinnert, die schwer(st) an ME/CFS erkrankt oder verstorben sind. Die Initiative #LiegendDemo plant Aktionen in Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt und möglicherweise weiteren Städten. Wer sich beteiligen möchte, wird gebeten, sich bei der Initiative #LiegendDemo zu melden.
Hybride ME/CFS-Fachtagung des Fatigatio e. V.
Am 14. September findet in Fulda die jährliche Fachtagung des Fatigatio e. V. zu ME/CFS statt. Das Motto lautet in diesem Jahr: „Mechanismen im Fokus: Energiehaushalt, Stoffwechsel und Post-Exertional Malaise bei ME/CFS“. Zu den Referent*innen gehören unter anderen Prof. Dr. Bhupesh Prusty, Prof. Dr. Christian Puta, Prof. Dr. Georg Schomerus und Prof. Dr. Klaus Wirth. Schirmherr ist Robert-Martin Montag MdL. Die Veranstaltung wird live auf dem YouTube-Kanal des Vereins übertragen.
„Volksvertreter*innen for ME“ – hybride Veranstaltung der ME-Hilfe

Der Verein ME-Hilfe richtet am 25. September die Veranstaltung „Volksvertreter*innen for ME“ im Bundestag aus, zu der Bundestagsabgeordnete und Vertreter*innen relevanter Institutionen eingeladen werden. Eine Lesung aus dem Buch „Liebe Silja“ von Birte Viermann wird den Alltag von Menschen mit ME/CFS und ihren Angehörigen sichtbar machen; zudem spricht eine Expert*innenrunde darüber, wie die Versorgungssituation kurz- und mittelfristig verbessert werden kann. Es wird auch die Möglichkeit einer Online-Teilnahme geben.
Betroffene werden gebeten, vorab die Bundestagsabgeordneten aus ihrem Wahlkreis zur Veranstaltung einzuladen. Weitere Informationen dazu gibt es demnächst auf den Social-Media-Kanälen der ME-Hilfe. Einen Vorschlagstext für E-Mails an Bundestagsabgeordnete sowie eine nach Wahlkreisen geordnete Liste der Bundestagsabgeordneten stellt die ME-Hilfe bereits in einem Google-Drive-Ordner zur Verfügung.
Zu den Informationen der ME-Hilfe
Rückblick: Aktionen rund um den internationalen ME/CFS-Tag am 12. Mai 2024
Demonstrationen im Liegen in 12 Städten

Die Initiative #LiegendDemo organisierte Demonstrationen in 12 Städten.
Die größte fand in Berlin statt, es gab ein Programm mit Live-Redebeiträgen und Videobotschaften. Betroffene konnten von zu Hause aus per Zoom an der Veranstaltung teilnehmen, die Zoom-Session wurde auf eine große Leinwand neben der Bühne übertragen. Zudem gab es einen Livestream aus Berlin mit Videoschalten in die weiteren Städte.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach in Berlin und fand klare Worte für die Situation der Erkrankten:
„ME/CFS ist eine schwere Erkrankung, die wir schon seit Jahrzehnten kennen und die seit Jahrzehnten vernachlässigt worden ist. Sie wurde vernachlässigt in der Forschung, in der Behandlung, in der Anerkennung in der Praxis, im Alltag und auch in der Pflege. Das kann auf keinen Fall so bleiben, ich gebe Ihnen mein Wort, wir werden als Bundesregierung alles tun, um diese viel zu lange geduldeten Missstände zu beheben.“
Er betonte, dass alle Betroffenen mit ME/CFS Hilfe brauchen und man diese nicht nach dem Auslöser unterscheiden dürfe. Die Rede endete mit den Worten:
„Wir werden Sie nicht vergessen, wir lassen Sie nicht zurück. Ich bin dankbar, dass mit Ihrer Hilfe diese schwere Erkrankung aus der Tabuzone herauskommt, in der sie zu lange war. Wir werden (...) gemeinsam auch Hilfe und zum Schluss Heilung erwirken können. Davon bin ich fest überzeugt.“
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Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen von der Charité Berlin fasste in ihrer Rede zunächst den Versorgungsnotstand zusammen:
„Ich weiß die Versorgungssituation für die meisten Betroffenen ist weiterhin schlecht und die Not ist weiterhin sehr groß. Es gibt Menschen, die sind schwer krank ohne jede medizinische Hilfe, es gibt Pflegefälle, um die sich niemand kümmert, und es gibt junge Menschen die deswegen sogar an ME/CFS sterben müssen.“
Dann ging sie auf die Fortschritte der letzten Monate ein:
„Vergangenes Jahr habe ich gesagt ‚Ich habe Hoffnung‘, und dieses Jahr kann ich sagen, wir sind dabei, vieles umzusetzen. In diesem Jahr wurde insgesamt sieben Verbundforschungsprojekten in Deutschland eine Förderung zugesagt, sodass ab Herbst mehr als 30 Forschungsgruppen in Deutschland sich mit ME/CFS beschäftigen werden und das ist einmalig, sowas gibt es sonst nirgendwo auf der Welt.“
In Hinblick auf die internationale Forschung stellte sie eine Besonderheit fest:
„Noch nie haben Betroffene und Wissenschaftler bei irgendeiner Erkrankung so eng zusammengearbeitet, wie bei ME/CFS.“
Zum Schluss richtete Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen sich an die Betroffenen, von denen viele zu krank sind, um auf die Straße zu gehen:
„Geben Sie nicht auf, behalten Sie die Hoffnung, dass es nicht mehr allzu lange dauern kann, bis Ihnen geholfen wird. Dafür stehe ich und inzwischen sind es viele Ärzte, Wissenschaftler und Politiker in Deutschland und weltweit, die dafür kämpfen.“
Psychotherapeutin Bettina Grande zog eine Bilanz aus den bisherigen Fortschritten und sprach eine Warnung aus:
„Ihr müsst weiterhin sehr wachsam und kritisch sein, denn es ist sehr gut möglich, dass das Erreichte nicht nachhaltig ist und die gegenwärtige Aufmerksamkeit für ME/CFS nach und nach einer bequemen Normalität Platz macht, in der Eure Not ein weiteres Mal aus dem Blick verschwindet und Ihr ein weiteres Mal allein gelassen werdet.“
Grande führte weiter aus, das Krankheitsbild ME/CFS werde noch zu häufig hinter Long COVID unsichtbar gemacht, Betroffene mit anderem Auslöser als COVID würden ausgeschlossen, wie man an der bisherigen Planung der Off-Label-Medikamenten-Liste sehe. Auch auf die Gefahr der Vermischung und Verharmlosung des ME/CFS-spezifischen Begriffs Post-Exertionelle Malaise wies sie hin.
Als Mitglieder des Bundestags sprachen Erich Irlstorfer – der an der #LiegendDemo Freising teilnahm – und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt.
Vertretende von Patientenorganisationen klärten ebenfalls über die katastrophale Versorgungslage und den dringenden Forschungsbedarf auf. Es sprachen u. a. Gritt Buggenhagen, Leiterin der Initiative #LiegendDemo, Stephanie Hüfken vom Verein ME-Hilfe, Dr. Lieseltraud Lange-Riechmann, Vorstandsvorsitzende des Fatigatio e. V., Sonja Kohl von #MillionsMissing Deutschland, Martin Hippe von Mirame Arts und Elena Lierck von NichtGenesenKids.
Daniel Hattesohl, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS, betonte in seinem Redebeitrag die Wichtigkeit, aus der Geschichte von ME/CFS zu lernen und Fehler aus der Vergangenheit nicht zu wiederholen:
„Wir sind Teil eines jahrzehntelangen Kampfes für Gerechtigkeit und Versorgung, Teil eines jahrzehntelangen andauernden medizinischen Skandals, in dem ME/CFS einfach ignoriert und psychiatrisiert wurde. Dass es heute für Long COVID fast nichts gibt, ist direkte Folge davon. Lasst uns heute gemeinsam einfordern, dass sich das nun ändert, dass ein Durchbruch erzielt wird, dass die Politik und auch die Medizin sich endlich in der Pflicht sieht, diesen riesigen Missstand und das damit einhergehende Unrecht zu beenden.“
Er endete die Rede mit den Worten:
„Das Ziel muss sein, dass alle, die wir heute liegen und sitzen, ob zu Hause oder bei den Demonstrationen in ganz Deutschland, versorgt und behandelt werden. Ohne Wenn und Aber und ohne Ausnahme. Legen wir los!“
Die Rede kann hier abgerufen werden: Zur Anzeige der Inhalte klicken
Unser stellvertretender Vorsitzende Sebastian Musch war bei der #LiegendDemo in Hamburg dabei und hielt dort eine Rede. Er erinnerte an die erste deutsche #MillionsMissing-Demonstration, die die DG.ME/CFS 2016 in Hamburg organisiert hat, ging kurz auf die Geschichte von ME/CFS ein und fasste die bisherigen Erfolge zusammen. Es gibt inzwischen Debatten im Bundestag und erste Finanzierung von Forschung, jedoch kommen diese Fortschritte bisher noch kaum bei den Erkrankten an. Die Versorgungslage ist weiterhin prekär:
„ME/CFS Erkrankte und ihre Angehörigen sind weiter auf sich gestellt, sie werden ignoriert, und das nicht erst seit 2016. Postinfektiöse Krankheiten wie ME/CFS und PoTS wurden jahrzehntelang massiv vernachlässigt, stigmatisiert und psychiatrisiert. Die Ärzteschaft war völlig unvorbereitet auf Langzeitfolgen von COVID-19, weil sie sich nicht mit ME/CFS beschäftigt hat.“
Er forderte daher eine Aufklärungskampagne sowie Kompetenzzentren und Spezialambulanzen, die ME/CFS nach allen Auslösern behandeln.
Die Rede kann hier abgerufen werden: Zur Anzeige der Inhalte klicken
Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach hat zum ME/CFS-Tag zusätzlich zu seiner Rede in Berlin außerdem eine Botschaft auf dem YouTube-Kanal des Bundesministeriums für Gesundheit veröffentlicht.
Livestream von der #LiegendDemo in Berlin (ohne die erste Viertelstunde):
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Fotos von der #LiegendDemo in Berlin, Copyright Maria Wagner:
#LightUpTheNight4ME

Im Rahmen der Awareness-Aktion #LightUpTheNight4ME wurden am 12. Mai 2024 über 220 öffentliche Gebäude in Deutschland blau beleuchtet – ein neuer Rekord und dreimal so viele wie im letzten Jahr.
Parallel beleuchteten Betroffene und weitere Unterstützende ihre Fenster blau und teilten Fotos davon in den sozialen Medien.
Die Initiative hat eine Bildergalerie veröffentlicht und ein Video zusammengestellt. Über die Aktionen erschienen zudem zahlreiche Medienartikel.
#Art4MECFS
An der Social-Media-Kunstaktion #Art4MECFS beteiligten sich viele Betroffene und Unterstützende und posteten Bilder. Die Bilder können in einer Videocollage auf dem Instagram-Account des Initiators der Aktion angeschaut werden.
Konferenz #UniteToFight2024

Kurz nach dem internationalen ME/CFS-Tag fand die erste von Betroffenen organisierte internationale Online-Konferenz #UniteToFight2024 zu ME/CFS und Long COVID statt. Am 15. und 16. Mai konnten Ärzt*innen, Betroffene und Interessierte kostenlos zahlreichen Fachvorträgen von über 45 Expert*innen und Betroffenen folgen. Es gab 10.000 Anmeldungen. Die Konferenz war mit 17 CME-Punkten für Fachpersonal akkreditiert.
Die Konferenz wurde mit einem Grußwort von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eröffnet. Unter den Vortragenden waren unter anderem Dr. David Putrino, Prof. Dr. Akiko Iwasaki, Ed Young, Prof. Dr. Ron Davis (alle aus den USA), Prof. Dr. Scheibenbogen, Dr. Michael Stingl und Bettina Grande.
Mehrere Medienbeiträge berichteten, der Spiegel schrieb in seiner Rubrik Gewinner des Tages „... sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der internationalen Konferenz zu Long Covid und ME/CFS“.
Die Vorträge werden nach und nach auf dem YouTube-Kanal der Konferenz zur Verfügung gestellt und mit deutschen Untertiteln versehen.
Medienberichte
In den letzten Monaten sind wieder viele Medienberichte über ME/CFS erschienen. Wir haben eine Auswahl zusammengestellt. Unser Team führt viele Hintergrundgespräche, gibt Interviews oder vermittelt Interviewpartner*innen.
- AOK: Odyssee bei schwerem Leiden (Link)
- Rheinische Post: Ein Betroffener von ME/CFS berichtet: „Ich bin nur noch ein Gespenst, das lautlos weint“ (Link)
- ZEIT am Wochenende: ME/CFS: Die Krankheit ist brutal. Das Leben bleibt zart und schrecklich schön (Paywall, Link)
- Deutschlandfunk: ME/CFS-Kongress – Immunologin: „Man hat versäumt, Medikamente zu entwickeln“ (Link)
- News-WG und tagesschau: ME/CFS nach Corona – Leben ohne Energie (Link)
- MDR: Liegend-Demos sollen auf Krankheit aufmerksam machen (Link)
- Frankfurter Rundschau: „Grippe oder Crash?“: ME/CFS-Betroffene beschreibt ihr „tägliches Gedankenkarussell“ (Link)
- RTL: Schwerstkrank von der Hausärztin gekündigt – Anna (41) kämpft alleine gegen Totalausfall ihres Körpers (Link)
- ff: Im völlig falschen Film (Link)
- Studio Kindler: Politisch unsichtbar gemacht – ME/CFS (Link)
- Dossier: Fortbildung mit Nebenwirkungen (Link)
Vielen Dank für Ihre Unterstützung
Ein herzlicher Dank geht an unsere Mitglieder – ohne Sie wäre die Arbeit der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS nicht möglich!
Wir möchten uns ebenfalls herzlich bei allen bedanken, die unsere Arbeit durch Spenden und durch die Nutzung von Gooding unterstützen.
Das Engagement der DG.ME/CFS finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Jeder Euro kommt unmittelbar unseren Aktivitäten und Projekten zugute.
Falls Sie noch kein Mitglied sind, würden wir uns freuen, Sie als Unterstützer*in der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS begrüßen zu dürfen. Je mehr Stimmen wir bündeln, desto mehr werden wir gehört – auch von medizinisch-wissenschaftlichen Institutionen und in der Politik. Mitgliedschaften ermöglichen uns zudem zu planen und unsere Tätigkeiten auszuweiten. Eine Mitgliedschaft kann hier abgeschlossen und die Beitragsstufe ohne Angabe von Gründen gewählt werden: mecfs.de/unterstuetzen-sie-uns
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Redaktion: bha, jhe