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Neue deutsche Fassung der ICD-10

Neue deutsche Fassung der ICD-10

Übersetzung der Begriffe unter G93.3 angepasst

Die deutsche Fassung der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten (ICD) von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für das Jahr 2023 liegt vor. Die ICD ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. In Deutschland sind alle an der vertragsärzt­lichen Versorgung teilnehmenden Ärzt*innen in der ambulanten und stationären Versorgung verpflichtet, Diagnosen nach der aktuell gültigen deutschen Fassung der ICD (ICD-10-GM) zu verschlüsseln.

ME und CFS werden unter G93.3 als neurologische Erkrankungen geführt. Bisher wurde das „Chronic Fatigue Syndrom“ aus dem englischen Original der WHO in der deutschen Fassung als „Chronisches Müdigkeitssyndrom“ übersetzt. Die deutsche Übersetzung wird ab 2023 in der Überschrift und einer weiteren Variante in „Chronisches Fatigue-Syndrom“ geändert. Der ebenfalls unter G93.3 codierte Begriff „Myalgische Enzephalomyelitis“ bleibt hiervon unberührt.

Bisherige Version:

G93.3 Chronisches Müdigkeitssyndrom
[Chronic fatigue syndrome]
Chronisches Müdigkeitssyndrom bei Immundysfunktion
Myalgische Enzephalomyelitis
Postvirales Müdigkeitssyndrom

Version ab 2023:

G93.3 Chronisches Fatigue-Syndrom
[Chronic fatigue syndrome]
Chronisches Fatigue-Syndrom bei Immundysfunktion
Myalgische Enzephalomyelitis
Postvirales (chronisches) Müdigkeitssyndrom

Der stigmatisierende und irreführende Begriff „Chronisches Müdigkeitssyndrom“ wird somit ab nächstem Jahr nicht mehr in der ICD als offizielle deutsche Übersetzung in der Überschrift verwendet. Da die Überschrift entscheidend ist, wird er in der Folge auch immer weniger in Arztbriefen, auf Überweisungen, in Fachpublikationen, bei Behörden, auf Webseiten oder in Medienberichten verwendet werden und ist somit zukünftig obsolet.

Für die deutsche Übersetzung der englischen Version der WHO ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit Sitz in Bonn und Köln zuständig. Die Änderung der Übersetzung unter G93.3 geht auf einen Antrag der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS gemeinsam mit unserem Ärztlichen Beirat zurück. Unser Antrag mit ausführlicher Begründung kann hier nachgelesen werden. 

Die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS lehnt die deutschen Begriffe „Chronisches Müdigkeitssyndrom“ und „Chronisches Erschöpfungssyndrom“ als bagatellisierend und irreführend ab. Dies begründen wir im Antrag. Leider wird die alte Übersetzung unverständlicherweise und uneinheitlich weiter für die letzte der drei unter G93.3 codierten Varianten „Postvirales (chronisches) Müdigkeitssyndrom“ genutzt. Wir besprechen, hierzu einen weiteren Antrag beim BfArM einzureichen. Entscheidend ist aber vor allem die übergreifende Klassifikation, die nun angepasst ist.

Hinweis: Die deutsche ICD ist eine Übersetzung der englischen Version und strikt an die Vorgaben der WHO gebunden. Es gibt keine Möglichkeit, die englische Version „Chronic Fatigue Syndrom“ in diesem Rahmen zu ändern oder zu streichen oder die Reihenfolge der Begriffe zu ändern. Solche Änderungen könnten nur zentral durch die WHO für alle Mitgliedsstaaten geschehen.

Beitragsbild: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn, Quelle: BfArM/Frank Rümmele
Redaktion: jhe