Eine Zeitung liegt auf einem Tisch

ME/CFS-Update 02/2017

Wichtige Ereignisse aus den letzten Wochen

Mit dem „ME/CFS-Update“ informieren wir über wichtige Ereignisse aus den letzten Wochen. Welche Neuigkeiten gibt es international und in Deutschland über ME/CFS? Was geschieht in der Forschungswelt? Wer hat sich zu Wort gemeldet? Wo ist ein wichtiger Artikel erschienen? In informativen Kurzbeiträgen berichten wir aus aller Welt.

 

Neue Testverfahren für ME/CFS aus Stanford, USA

In einem am 21.02. veröffentlichten Video berichtet Dr. Ron Davis über die aktuellen Fortschritte auf der Suche nach Biomarkern und wirksamen Medikamenten für ME/CFS-Patienten. Das Team aus Kalifornien am Stanford Genome Technology Center führt seit ca. einem Jahr eine Big Data-Studie durch, innerhalb der Proben von schwerstkranken ME/CFS-Patienten gesammelt und analysiert werden. Finanziert wird die Studie von der Open Medicine Foundationen. 

Aktuell arbeitet das Team um Ron Davis an der Entwicklung mehrerer Testverfahren. Dazu gehört ein Biosensor, welcher die bei ME/CFS-Patienten vorliegende Störung im Energiestoffwechsel über den elektrischen Widerstand eines Mikrochips abbilden kann. Davis erklärt in dem Video, dass viele der Stoffwechselprodukte innerhalb des Citratzyklus bei ME/CFS erniedrigt seien. Das Problem sei vermutlich, dass nicht genug Metabolite in den Mitochondrien ankommen und deshalb die Energieproduktion in den Zellen eingeschränkt sei. Die Glykolyse sei vermutlich blockiert. Auch beschreibt Davis, das Problem müsse im Serum liegen, nicht in den Zellen. Gesunde Zellen, die Patientenserum ausgesetzt wurden, entwickelten die gleichen Energiedefizite wie erkrankte Zellen. Erkrankte Zellen, die gesundem Serum ausgesetzt wurden, verhielten sich auf einmal normal. Dies sei ein starker Indikator für einen Stoff im Blutserum der Patienten, der die Symptome auslöst. Das Team erforscht an Hand der Mikrochips auch mögliche Medikamente, die den Patienten helfen könnten. Die Mikrochips sind äußerst günstig in der Herstellung und könnten eines Tages auch für die allgemeine Diagnostik verwendet werden. 

Die vorliegende Ergebnisse sind vereinbar mit denen anderer Forscher, wie den Norwegern Fluge, Mella und Tronstad, die ebenfalls Hinweise auf eine hypometabole Stoffwechsellage bei ME/CFS-Patienten entdeckt hatten (die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS berichtete). Das Video ist aktuell auf Englisch auf Youtube verfügbar. 

Die Forschung des Teams kann man über die Open Medicine Foundation mit einer Spende unterstützen:

http://www.openmedicinefoundation.org

 

 Neue Impfung gegen Herpes Zoster 

Circa 400.000 Fälle von Gürtelrose gibt es in Deutschland pro Jahr, so Prof. Tino Schwarz, Laborleiter Juliusspital Würzburg, im Mittagsmagazin des Ersten. Schwarz gehört einem internationalem Team an, das nun erstmals eine Totimpfung entwickelt hat. Die bisherige Lebend-Impfung wirkt nur bei jedem Zweiten und ist zudem häufig mit Nebenwirkungen verbunden. Herpes Zoster ist der Erreger der Windpocken, der wie auch andere Herpersviren immer wieder auch mit ME/CFS in Verbindung gebracht wird. Die meisten Menschen tragen das Virus in sich, bei Immunschwäche kann das Virus ausbrechen. Die neue Impfung ist Studien zufolge bei über 97 Prozent der Fälle wirksam und befindet sich nun im Zulassungsverfahren. In zwei bis drei Jahren könnte der Herpes Zoster somit gut beherrschbar sein, so Schwarz. 

Bericht im Mittagsmagazin, ca. Minute 37:

http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/mittagsmagazin/videos/die-sendung-vom-27-januar-100.html 

 

Norwegische Premierministerin setzt sich für bessere Versorgung von ME/CFS-Patienten ein 

Die norwegische Premierministerin Erna Solberg hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder für die Belange von ME/CFS-Patienten eingesetzt und versprochen, sich für eine verbesserte Versorgung einzusetzen. Nun wurde ein von Solberg beauftragter Bericht veröffentlicht, demzufolge 270 Schüler im vergangenen Jahr mehr als drei Monate aufgrund von ME/CFS im Unterricht fehlten. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich noch höher, so ein norwegischer Zeitungsbericht. Um die Situation erkrankter Schüler zu verbessern, will die norwegische Regierung die nationale und internationale Forschung fördern, eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten bei der Patientenbehandlung und verbesserte Pflegebedingungen schaffen. Im norwegischen Patientenregister wurden im Zeitraum 2008 bis 2014 knapp 9.000 Patienten mit ME/CFS erfasst.

https://www.nrk.no/trondelag/erna-vil-hjelpe-unge-med-me-1.13362260 

http://www.adressa.no/nyheter/innenriks/2017/02/06/Dette-rammer-mange-familier-14171865.ece 

 

Forschung aus Australien – Hinweise auf eingeschränktes Immunsystem

Forscher an der Griffith University aus Brisbane, Australien, fanden vor kurzem erneut Hinweise auf ein eingeschränktes Immunsystem bei ME/CFS. Das Team um Sonya Marshall-Gradisnik und Don Staines identifizierte einen dysfunktionalen Zellrezeptor auf natürlichen Killerzellen/NK-Zellen. Durch die eingeschränkte Aktivität des Zellrezeptors wird der Kalziumeinstrom gestört und die NK-Zellen arbeiten evtl. nicht korrekt. NK-Zellen sind Immunzellen, die vor allem virusinfizierte Zellen und Krebszellen abtöten. Sie gehören zur Erstabwehr des Körpers. Ein eingeschränkte NK-Zell Aktivität wird schon länger bei ME/CFS diskutiert. Die Studie erregte in Australien relativ viel Aufmerksamkeit in den Medien. Mehrere große Fernsehsender berichteten darüber. Auch die Forschungsministerin des Bundestaates Queensland zeigte sich erfreut über die Ergebnisse und erklärte in einem offiziellen Statement, dass es sich bei ME/CFS um eine reale Krankheit handele, nicht um ein psychologisches Problem. Die Regierung in Queensland unterstützt die Forschungen seit 2008 mit insgesamt 1,6 Millionen AUD (ca. 1,25 Millionen €).

http://statements.qld.gov.au/Statement/2017/2/21/gold-coast-researchers-make-chronic-fatigue-breakthrough

http://www.sciencealert.com/one-of-the-biggest-myths-about-chronic-fatigue-syndrome-just-got-destroyed

http://www.huffingtonpost.com.au/2017/02/21/queensland-scientists-make-chronic-fatigue-syndrome-research-bre/ 

CTR, DHA